Blog: Hochzeitskleid-Desaster mit Happy End

Jeder kennt sicher den Schlaumeiersatz: “Wer billig kauft, kauft zweimal”. Ich bin heute wieder über diese Redewendung gestolpert und hatte spontan Lust eine Geschichte aus erster (meiner) Hand zu berichten. Ich habe dieses Jahr im Sommer geheiratet und nachdem die Einladungen verschickt waren, kamen von vielen Seiten die Fragen: “Und? Hast du schon ein Kleid ausgesucht?”, “Kaufst du oder leihst du?”, “Wie viel Geld willst du ausgeben?” und so weiter und so fort.

Ich hatte beschlossen, nicht so viel Geld auszugeben und nach der weißen Schwester des “kleine Schwarzen” zu suchen, die ich danach vielleicht einfärben und öfter tragen könnte. Ich war noch nicht auf so vielen Hochzeiten und habe das Thema leider völlig unterschätzt. Man gerät in einen Strudel aus weißen Kleidern und kann direkt Panik bekommen.

Das Problem hierbei war vor allem, dass ich UNBEDINGT ein Kleid MIT TRÄGERN und AUF KEINEN FALL eine Korsage im Kleid haben wollte. Mit meiner Mutter besuchte ich zur Orientierung als erstes das nächstgrößte Outlet Store in der Stadt. An lauter in Plastik gepackten Kleidern gingen wir in die weiße Abteilung. Für mich war es ein Alptraum. Da hingen sie wie Leichenhemdchen… Im Outlet findet man nicht nur getragene Kleider, sondern auch gekaufte Kleider, die nie getragen wurden. (Ja genau, die Hochzeiten wurden teilweise abgeblasen…) Und ein Kleid ohne Korsage mit Trägern zu finden ist seeehr seehr schwierig.  Um nicht ganz ohne einmal-in-weiß-geschlüpft-zu-sein zu gehen, hüpfte ich wild entschlossen in einen Kompromiss. Ein Blick in den Spiegel und ich dachte nur: “BUSEN! Hier wird ein Busen zum Altar geführt”. Also wieder raus und weiter suchen. 

Ein anderer Rat war ein Kleid in einem Hochzeitsladen zu leihen. Aber alles was mir gefiel, selbst ganz schlichte Varianten, überstiegen die 600€-Marke. Nächster Schritt: Ich googelte “Billige Brautkleider” und überall ploppten Seiten hervor. WOW! Maßgeschneiderte, superbillige, fantastisch aussehende Kleider aus dem Osten. HAKEN: Ohne Rückgabe, wahrscheinlich alles ethisch völlig inakzeptabel und überhaupt weiß doch jeder: “Wer billig kauft, kauft… “ AAAACH EGAL, warum sollte ausgerechnet mir das passieren??? Ich verliebte mich spontan in ein Kleid und mein Zukünftiger vermaß mich fröhlich von Kopf bis Fuß. Die Daten schickten wir per Mail und wurden sogar zurückgerufen, um in gebrochenem Englisch noch einmal alles abzugleichen.  

Einen Monat hat es gedauert und ich bin vor Vorfreude fast geplatzt, als ich das Paket in den Händen hielt. Aber schon beim Auspacken musste ich feststellen, dass so Einiges nicht mit dem Bild im Internet übereinstimmte. Aber erst einmal Augen zu und hinein. Dann mit Blick in den Spiegel eine Flut von Gefühlen: UNGLÄUBIGKEIT, HEULEN, LACHEN,… Es endete in einer Art hysterischem Lachanfall und der Überlegung eine Motto-Hochzeit zu planen.

Außer der Farbe des Kleides und dem Stoff hatte das Kleid in dem ich steckte keinerlei Gemeinsamkeiten mit dem bestellten Vorbild. Ich hatte keine silbernen Pailletten bestellt! (Hingegen sollten am Saum vereinzelt durchsichtige angebracht sein.) Und das Oberteil sah nicht nur völlig anders aus, sondern es wurde großzügigerweise noch eine Korsage eingenäht.  Aber wie oben schon geschrieben: Keine Rückgabe möglich. 

Was nun? Ich war noch nicht bereit, das (Faschings-)Kleid aufzugeben. Mit einer Nagelschere bewaffnet schnippelte ich zwei Nachmittage lang gefühlt EIN KILO Pailletten vom Kleid. LEIDER zerfiel die Passform dadurch völlig. NÄCHSTER SCHRITT: Ich trennte beherzt einfach den Rock vom Oberteil und beschloss, dass ich an diesen doch sicher ein neues Oberteil nähen lassen könnte. Meine Freundinnen und Familie zeigten mir den Vogel und ich wurde für verrückt erklärt. Ich mache es kurz… Dieses Kleid-Projekt wurde nie beendet. Ich habe alle Einzelteile verschenkt und hoffe sie werden zu etwas Neuem beitragen. 

Aber ich habe im Titel ein Happy End angesagt und hier kommt es endlich! Die erfolgreiche Lösung war, jedes weiße Kleid, was irgendwie in Frage kam, bei normalen Versandhäusern zu bestellen und siehe da, ich habe ein für mich perfektes und kompromissfreies Brautkleid (sogar unter 100 €) gefunden.

Bild: Peter Zimmermann

Fazit: In meinem Fall traf der Schlaumeiersatz leider zu. Ich wünsche allen Heiratswilligen viel Glück bei der Outfit-Suche und bestenfalls eine Schneiderin im Freundeskreis.