Blog: Wir werden schon sehen, was wir von dem Multikulti haben werden

Gestern wäre ich gern für eine halbe Stunde mein Kumpel Falko gewesen. Ich saß in einer Kleinstadt bei einer Krankenkasse im Wartebereich. Es war warm, die weißen Ledersessel sahen eher aus wie in einer schicken Bar und es wurde mit kostenlosen Warm- und Heißgetränken verwöhnt. Ich setzte mich zu einem Pärchen, einer Rentnerin und einem Mann im mittleren Alter. Nach fünf Minuten gesellte sich eine zweite gut gekleidete Rentnerin, Alter zwischen 60 und 70, dazu und nahm neben der ungefähr gleichaltrigen Frau Platz. Sie begannen im gut-hörbaren Halbgeflüster ein Gespräch, ich saß direkt daneben. 

Erst stellten sie fest, wie gut es ihnen gehe und das hier alles so schick sei und dann noch kostenloser Kaffee – was für ein herrlicher Wartebereich und sie kicherten leise. Ich musste schmunzeln. Dann kam das nächste Thema: die Asylanten.

Ich zitiere lose: „Wenn die Schwarzen sich wie die Karnickel vermehren und dann hierher kommen und sagen sie haben kein Geld. Dabei hab ich gehört, dass es zweitausend Dollar kostet, wenn man hier rüber will. Wie machen die das denn? Ich habe schon immer gearbeitet und jetzt muss ich immer mehr bei der Krankenkasse zuzahlen – 10 € das letzte mal. Ich hab einfach Angst, aber ich bin doch kein Nazi – nein, immer ist man gleich ein Nazi, wenn man keine Fremden Schmarotzer hier haben will. Der Krieg ist traurig, aber die kommen hier kaputt an und machen uns Angst und werden gewalttätig, dafür können wir doch nichts. Wir gehen da nicht hin und bringen uns in Gefahr. Aber die Jugend hat ja keine Ahnung. Wir Alten wissen bescheid. Die Jugend wird schon sehen, was die von dem Multikulti haben werden. Diese ganzen Gewalttätigen. Und wir zahlen das alles und müssen Angst haben, dass sie uns alles wegnehmen.“

So ging das in einem fort und noch abfälliger – zehn Minuten. Wäre ich mein Kumpel Falko gewesen, dann hätte ich den beiden Damen einen Kaffee gebracht und hätte sie mal freundlich angesprochen und charmant ein paar gut formulierte schlaue Sätze gesagt. So saß ich aber da und habe in meinem Kopf formuliert und darüber nachgedacht, wie ich jetzt reagieren möchte. Es hat in mir gebrodelt und mich überfiel bei jedem menschenverachtenden Satz immer mehr eine hilflose Traurigkeit. In meinem Kopf schrie es: „Keine Nazis? Ihr seid asoziale, verbitterte, besitz-orientierte, geldneidische, herzlose, einseitig-informierte Schachteln. Aua, es tut mir im Herzen weh, wie ihr redet.“

Und was habe ich nun gesagt und getan? Ich bin schniefend und schnaubend aufgestanden, habe gesagt: „Das ist doch nicht wahr…“, habe mich auf die andere Seite gesetzt und dann mit stumm-fließenden Tränen enttäuscht rüber geschaut. Dann war Ruhe. Ich grübelte weiter, ob ich etwas sagen könnte und verzweifelte an meiner Zivilcourage.

Update vom 03.03.2015:  Ich hatte nun doch die Gelegenheit etwas zu tun, an einer Stelle, wo es auch sinnbringend ist: http://saymeowband.blogspot.de/2015/03/theaterplatzkonzert-asyl-dresden-fur.html